Annual Students Conferences at Humboldt: Conferences
 
Multiple Cultures - Multiple Perspectives. Questions of Identity and Urbanity in a Transnational Context


Abstracts of Papers

Simon Strick:
Emulation-Dialogics-Diaspora: Strategies of Intercultural Translation in German Minority Rap

Popular and Youth culture concepts strongly linked to concepts of hybridity and multiculturalism. Most young people today grow up listening to a diverse ensemble of musics from different cultural backgrounds, which are in themselves always the outcome of complex processes of transcultural appropriations and creolizations. But they do not only consume, quite frequently young audiences engage actively in the translation of cultural practices, adapting the globalized discourses received via the media and reformulating them according to their own local frames of reference.

Rap music has been one musical force that has shaped the global youth's listening habits considerably within the last two decades. Young people all across the globe share and adopt this once "very local" form of expression and continue to formulate their own experiences and issues in the language of rap.

But how does this translation work? Do all rappers across the world speak from the same viewpoint, since their form of expression is the same? What problems do young artists from others cultures face, when they appropriate a cultural discourse so strongly identified with the african-american experience? These are some of the questions to be raised in my talk, where I try to find different strategies of cultural translation, and different answer to the problems encountered in that process. As basis of examination, I will discuss three hybrid german rap acts and describe, how their approaches to appropriation and the articulation of experience differ from each other.

Source Material:

Fresh Familee: Ahmed Gündüz (1992)

Mein Name ist Ahmed Gündüz, laß mich erzählen euch / Du musse gut schon zuhören, ich kann nix sehr viel Deutsch / Ich komm von die Türkei, zwei Jahre hier / Und ich viel gefreut, doch Leben hier is schwer / In Arbeit Chef mir sagen: Kanacke hä wie gehts / Ich sage: Hastirlan doch Arschloch nix verstehn / Mein Sohn gehn Schule, kann schreiben jetzt / doch Lehrer ist ein Schwein, er gibt ihm immer Sechs / Gestern ich komm von Arbeit, ich sitzen in der Bahn / da kommt ein besoffen Mann und setzt sich nebenan / Der Mann sagt: Öhf, du Knoblauch stinken / Ich sage: Ach egal, du stinken von Trinken

Nun den Spaß beiseite, hör gut zu, was ich meine / Laß uns jeden jeder sein, laß jedem doch das Seine / Ich kann das gut verstehen, wir haben andere Sitten / Ich weiß, Du magst das nicht / Ich möchte Dich doch bitten / das alles zu verstehen, in den Spiegel mal zu sehen / Und wenn Du siehst, Du bist perfekt, dann werd ich erst verstehen / wenn Du sagst: Ausländer sind peinlich, Ausländer sind dreckig / Vorurteile hin und her - nur Deutsche sind sympathisch? / Falsch - Fahr in unser Land, lern uns erst mal kennen / Wirst Du falsch behandelt, dann darfst Du mich Kanacke nennen / Ist doch alles Scheiße, ich liebe meine Heimat / und dieses Land noch mehr / Wir alle bauen Kacke und das betrübt mich sehr / Du bist nicht besser als ich, ich bin nicht besser als Du / Laß uns Frieden schaffen, jetzt, heute, hier im Nu / Das macht doch alles gar nichts, ob Kopftuch oder nicht / Bruder gib mir deine Hand und laß uns leben friedlich /

Advanced Chemistry: Fremd im eigenen Land (1993)

Ich habe einen grünen Pass mit 'nem goldenen Adler drauf / dies bedingt, dass ich mir oft die Haare rauf / Jetzt mal ohne Spass: ärger hab' ich zu Hauf / obwohl ich langsam Auto fahre und niemals sauf' / All das Gerede von europäischem Zusammenschluss / fahr' ich zur Grenze mit dem Zug oder einem Bus / frag' ich mich warum ich der Einzige bin, der sich ausweisen muss, / Identität beweisen muss! / Ist es so ungewöhnlich, wenn ein Afro-Deutscher seine Sprache spricht / und nicht so blass ist im Gesicht? / Das Problem sind die Ideen im System: / ein echter Deutscher muss auch richtig deutsch aussehen, / blaue Augen, blondes Haar keine Gefahr, / gab's da nicht 'ne Zeit wo's schon mal so war?! / "Gehst du mal später zurück in deine Heimat?" / 'Wohin? nach Heidelberg? wo ich ein Heim hab?' / "Nein du weisst, was ich mein..." / Komm lass es sein, ich kenn diese Fragen seit dem ich klein bin / in diesem Land vor zwei Jahrzehnten geborn' / doch frag' ich mich manchmal, was hab' ich hier verloren! / Ignorantes Geschwätz, ohne End / dumme Sprüche, die man bereits alle kennt / "Eh, bist du Amerikaner oder kommste aus Afrika?" / Noch ein Kommentar über mein Haar, was ist daran so sonderbar? / "Ach du bist Deutscher, komm erzähl kein Scheiss!" / Du willst den Beweis? Hier ist mein Ausweis: / Gestatten sie mein Name ist Frederik Hahn / ich wurde hier geboren, doch wahrscheinlich sieht man's mir nicht an, / ich bin kein Ausländer, Aussiedler, Tourist, Immigrant, / sondern deutscher Staatsbürger und komme zufällig aus diesem Land, / wo ist das Problem, jeder soll gehn' wohin er mag, / zum Skifahren in die Schweiz, als Tourist nach Prag, / zum Studieren nach Wien, als Au-Pair nach Paris ziehn, / andere wollen ihr Land gar nicht verlassen, doch sie müssen fliehen / Ausländerfeindlichkeit, Komplex der Minderwertigkeit, / ich will schockieren und provozieren, / meine Brüder und Schwestern wieder neu motivieren, / ich hab schon 'nen Plan, / und wenn es drauf ankommt, kämpfe ich Auge um Auge, Zahn um Zahn, / ich hoffe die Radiosender lassen diese Platte spielen, / denn ich bin kein Einzelfall, sondern einer von vielen. / Nicht anerkannt, fremd im eigenen Land, / kein Ausländer und doch ein Fremder. / - Refrain - /

D-Flame: Mama

Mama Afrika see I am calling, Mama Afrika I am calling Mama Afrika you see I am coming, Mama Afrika I am coming home to you Die LP, Jungle Brothers "Done by the Forces of Nature" / informierte ihn über seine Vorväter / und das alles irgendwann in Afrika begann / lange bevor man irgendwo anders krasse Krieger fand / gab es dort Königreiche voller Gold und Juwelen / deswegen entschloss man sich schnell dieses Volk zu bestehlen / Man schickte Generäle legte Menschen in Ketten / erfand das Wort Kolonie und lies neue Grenzen abstecken

Chorus

Im Geschichtsunterricht immer wieder dieselbe Leier / Typen wie Columbus wurden dort als Held gefeiert / Doch es ist ihm scheißegal woher ein Marco Polo kommt / und er scheißt auch auf das dritte Reich oder Napoleon / Rot schwarz und Grün ist für ihn jetzt die Hauptsache / auch wenn andere sagen du bist doch mixed und ihn auslachen / weiß er ganz genau das nur Mama daheim ist / und die Black-Starline ist auf jeden fall sein Schiff.

Chorus

Bridge: Fly away home, one bright day I will Fly away home Ihm wurde jetzt immer mehr klar, wer er war / denn der Anfang war auf keinen Fall Amerika / Er erfuhr über Ghana, Mali, Nigeria, Äthiopien, Botswana, Zaire und Liberia / Kenia, Marokko, Angola oder Zambia / von Pharaonen in Ägypten und Sklavenschiffen aus Gambia / Normal, dass er ab da die Dinge anders sah / weil er merkte, wie und warum er in dieses Land hier kam.